Aufgabe: Mit Summer Night (Turnierpferd) an einer Dressurstunde bei (Flora) teilnehmen. Schicksal: 1. Vergiss ihn einfach... 2. Aua! Hexenschuss... --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Seit der – mehr oder minder – erfreulichen Nachricht von meiner Schwangerschaft war inzwischen schon fast ein Monat vergangen. In der Zwischenzeit war ich beim Arzt gewesen, welcher das Ganze bestätigt hatte und Dank dem ich jetzt wusste, dass ich im dritten Monat war. So langsam konnte zumindest ich schon die Anfänge meines wachsenden Bauches sehen. Klar, bis letzte Woche hätte die Schwangerschaft theoretisch noch abgebrochen werden können, aber meiner Meinung nach wäre das Mord gewesen und außerdem hatte ich mir fest vorgenommen mein Leben endlich wieder in den Griff zu bekommen und wenn ein Baby zu bekommen dazugehörte, dann gehörte es ebenen dazu. Längst war es an der Zeit zu meinen Fehlern zu stehen und nicht immer davor wegzulaufen. Außerdem hatten mir Lara und auch die Mädels vom Hof ihre Unterstützung zugesagt und sogar Klara hatte mir versprochen mich bald zu besuchen sich – sobald ich es selbst nicht mehr konnte – um Moonlight zu kümmern. Inzwischen stand ich der ganzen Sache nicht mehr ganz so kritisch und verzweifelt gegenüber, sondern freute mich sogar schon ein wenig. Immerhin wuchs in mir ein neues Leben heran und mit Kindern hatte ich eigentlich schon immer gut umgehen können.
Sobald die erste Welle der Verwirrung und Hilflosigkeit hinter mich gebracht war hatte ich mich in den letzten Wochen auch weiterhin mit meiner Araberstute Moonlight beschäftigt, was allerdings nicht nur positive Seiten gehabt hatte. Schon ein paar Mal hatte ich bei meiner neuen besten Freundin Lara ( auf die wirklich in allen Lebenssituationen Verlass war ) Dampf abgelassen und mich über die junge Stute aufgeregt, wenn die Arbeit mit ihr nicht so klappte wie ich es mir erhofft hatte. Zwei Mal war ich sogar schon kurz davor gewesen sie wieder zurückzugeben, doch als ob die Stute es geahnt hätte benahm sie sich dann wieder fast vorbildlich. An solchen Tagen, an denen sie bei der Bodenarbeit super aufmerksam war und auch toll mitarbeitete wusste ich wieder, warum ich sie so schnell in mein Herz geschlossen hatte und sie als erstes Pferd nach Sugar für mich ausgesucht hatte. Die guten Tage hinderten mich daran Alles hinzuschmeißen und zurück zu meiner ignoranten Mutter zu gehen. Mittlerweile hatte ich sogar manchmal das Gefühl, dass Moonlight die Arbeit mit mir Spaß machte und platzte beinahe vor Stolz, wenn sie zum Beispiel ausnahmsweise mal ohne zu zicken an der Longe lief. Wie gesagt brachte mich die Stute aber auch oft genug auf die Palme, wenn sie beispielsweise beim Spazierengehen vor einem Schmetterling oder Ähnlichem erschrak und ich dann mindestens eine halbe Stunde brauchte um sie wieder zu beruhigen. Insgesamt hatten wir aber schon Fortschritte gemacht, was auch Flora und Lotte aufgefallen war.
Total in meine Gedanken über die letzten Wochen versunken bekam ich es fast gar nicht mit, als es an meiner Haustür klingelte. Wie schon in den letzten Tagen stand mal wieder Lara davor. Sie ließ mich wie immer nicht einmal ‚Hallo‘ sagen, bevor auch schon die alltäglichen Fragen aus ihrem Mund kamen. „Wie geht es dir heute? Sieht man schon was? Wann gehen wir Einrichtung für das Kinderzimmer kaufen? Und was am Wichtigsten ist: Hast du’s endlich deinem Ex erzählt? „Erstens: Hallo erstmal, ich finde es auch schön dich zu sehen. Zweitens: Wie schon die letzten paar Male gesagt kann ich nicht antworten, wenn du mir fünf Fragen auf einmal stellst. Und drittens und somit letztens: Ganz sicher nicht als Antwort auf deine letzte Frage.“; unterbrach ich sie mit einem breiten Lächeln, bevor noch mehr Fragen aus ihrem Mund kamen. „Sorry Süße, aber du weißt ja wie toll und aufregend ich die ganze Sache finde. Übrigens, einen lieben Gruß von meinem Bruder soll ich dir ausrichten. Dem scheinst du es ganz schön angetan zu haben.“, auch Lara lächelte und umarmte mich dann nachträglich als Begrüßung. „Dankeschön und lieben Gruß von mir zurück. Und nein, das glaube ich weniger. Ich meine wir haben uns einmal gesehen, bevor er von dir erfahren hat das ich schwanger bin und das dürfte dann auch den letzten Funken von gutem Eindruck ausgelöscht haben. Wer will schon was mit einer Schwangeren anfangen? Da gehört ja immerhin zumindest noch ein biologischer Vater dazu.“ In den letzten Wochen war ich auch öfter bei Lara zu Hause gewesen und war so unweigerlich auf ihren – wie ich zugeben musste – nicht ganz schlecht aussehenden Bruder Tobias getroffen. „Also mir hat er ja gesagt, dass er dich dafür bewundert, dass du die Schwangerschaft und das Ganze durchziehst. Und er wollte deine Handynummer, also könnte es sein das du in den nächsten Tagen einen Anruf oder eine SMS von ihm bekommst.“ Nachdenklich sah ich Lara an, die mich enthusiastisch angrinste und dann wieder das Thema wechselte. „Um auf meine wichtigste Frage von vorhin zurückzukommen: Warum weiß dein Ex immer noch von nichts?“, mit hochgezogenen Augenbrauen sah sie mich an. „Ich habe dir doch erzählt, dass wir uns nicht gerade im Guten getrennt haben. Außerdem habe ich keine Nummer mehr von ihm, deswegen kann ich ihn nicht anrufen, also vergiss ihn einfach.“, verteidigte ich mich. Lara sah nicht sehr zufrieden mit meiner Antwort aus, fragte allerdings nicht weiter nach. Das war auch gut so, denn ich hatte keine Ahnung, wie ich das Gefühlschaos in mir hätte erklären sollen. Ja, die Trennung von Max war alles andere als gut abgelaufen aber trotzdem war er der Vater von dem Kind, das ich erwartete. Und auch wenn er sich manchmal wie ein Arschloch verhalten hatte, hatte es doch auch Tage gegeben, an denen er aufmerksam und ein toller Freund gewesen war. Wieder riss mich Lara aus meinen Gedanken und wir unterhielten uns noch ein wenig über alltägliche Dinge, bevor sie zu ihrer Schicht im Café musste. Weil ich nichts vorhatte begleitete ich sie dorthin und traf so unbeabsichtigt auf Tobi, der gerade seine Schicht beendete. Ich verabschiedete mich von Lara und wollte dann schnell wieder aus dem Café verschwinden, bevor er mich bemerkte, doch schon hörte ich seine Stimme hinter mir. „Hei Loreana, hast du was vor?“, fragte er mich. „Hei Tobi. Nein, nicht wirklich. Ich habe nur kurz Lara hierher gebracht und wollte jetzt wieder nach Hause laufen.“ „Wenn du kurz wartest komme ich mit, ich sage nur kurz dem Chef Bescheid.“
Keine zwei Minuten später hielt mir Tobi grinsend die Tür auf und als ich einen Blick zurückwarf sah ich Lara, die wiederum ihren Bruder angrinste und den Daumen hochhielt. „Und wie geht es dir so?“, fing Tobias das Gespräch an. „Smalltalk also?“, fragte ich lachend bevor ich auf die Frage antwortete. „Im Moment noch gut, ich kann mich aber schon auf die Rückenschmerzen in einigen Monaten freuen. Der Arzt meinte man könnte sie gut mit einem Hexenschuss vergleichen. Und dir?“ „Könnte schlimmer sein. Gerade geht es mir sogar ziemlich gut, man läuft ja nicht alle Tage mit einem hübschen Mädchen an der Seite durch’s Dorf.“, sagte er und lächelte mich an. „Mit einem schwangeren Mädchen schon gleich dreimal nicht, nh?“, fragte ich sarkastisch. „Wie gesagt, ich könnte mir Schlimmeres vorstellen. Immerhin stehst du dazu, ist ja nicht immer so, dass man das Baby behält, gerade in deinem Alter. Darf ich eigentlich fragen was mit dem Vater ist?“ „Klar darfst du. Ist auch schnell erzählt. Wir haben uns vor einigen Monaten getrennt und seitdem ist Funkstille.“ „Aber er weiß schon, dass du schwanger bist oder?“ „Ähm…Naja, nicht so ganz. Zumindest noch nicht. Mal sehen…“, unsicher sah ich Tobi von der Seite an. „Ich meine selbst wenn ich es ihm erzähle wird sich vermutlich nichts ändern und ich werde mehr oder weniger alleine sein mit dem Baby.“ „Also ich weiß nicht ob ich eine große Hilfe bin, aber du kannst mir jederzeit Bescheid sagen, wenn du etwas brauchst.“, aufmunternd sah er mir direkt in die Augen und ich schwöre, dass mein Herz für einen kurzen Moment aufhörte zu schlagen. Na super, das hatte mir ja gerade noch gefehlt. Warum kamen diese Gefühle immer in den falschen Momenten? „Danke Tobi. Ich werde auf dein Angebot zurückkommen.“ Mittlerweile waren wir an meinem Haus angekommen und blieben unschlüssig davor stehen. „Übrigens hat mir Lara erzählt, dass du jetzt meine Handynummer hast.“, brach ich das kurze Schweigen und grinste ihn frech an. „Meine Schwester ist so ein Plappermaul! Aber ja, stimmt. Könnte also sein, dass ich mich demnächst mal bei dir melde.“, Tobi musste auch lachen und ich hätte schwören können, dass er ein wenig rot wurde. „Okay, ich verlass‘ mich darauf. Danke fürs nach Hause begleiten, ich geh dann mal rein und dann weiter zum Pferd.“ „Kein Problem, jederzeit wieder. Viel Spaß beim Pferd.“, er umarmte mich zum Abschied und ging dann. Auch ich drehte mich um und ging ins Haus, wo ich mich umzog, mir einen Apfel und eine Wasserflasche mitnahm und dann zum Hof lief.
Nach wenigen Minuten war ich dort angekommen und bemerkte, dass noch gar nichts los war. Schnell hatte ich mich entschlossen die Leere zu nutzen und in der Halle einige Sprünge aufzubauen, um Moonlight ein wenig Freispringen zu lassen. Wegen der vielen Wolken am Himmel traute ich mich nicht mit ihr auf den Springplatz zu gehen, nicht das ich am Ende noch nass wurde. Ich baute drei kleine Cavalletti mit drei Meter Abstand auf und ließ sie für den Anfang noch auf der niedrigsten Stufe. Dann ging ich über den Hof zu den Koppeln. Inzwischen war es schon fast wie nach Hause kommen, wenn man sich auf dem Hof aufhielt und ich fühlte mich hier richtig wohl. Wie bereits erwartet stand meine Araberstute grasend auf der Koppel. Ich pfiff nach ihr und tatsächlich hob sie den Kopf, schien kurz zu überlegen und kam dann langsam auf mich zugelaufen. Verblüfft sah ich Moonlight an. Zwar hatte sie schon öfter den Kopf gehoben, wenn sie mich hörte doch noch nie war sie auf mich zugekommen. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und ein Gefühl vollkommener Zufriedenheit und Ruhe breitete sich in mir aus. „Hallo mein Mädchen.“, begrüßte ich sie während ich ihr das Halfter anlegte und dann ihren Hals streichelte. Ich brachte sie zum Putzplatz, aber da sie nicht sonderlich schmutzig war, war ich schnell fertig mit dem Putzen. Dann holte ich ihre Gamaschen und die Hufglocken, legte sie ihr an und ging anschließend mit ihr in die Halle. Vielleicht war es Einbildung, aber als sie die Sprünge sah konnte ich in ihren Augen ein kleines Aufleuchten erkennen. Die ersten paar Minuten lief ich zum Aufwärmen einigen Runden in der Halle mit ihr und übte ein wenig die Seitwärtsgänge. Moon machte sich heute richtig gut und arbeitete aufmerksam mit. Dann machte ich den Führstrick ab und ließ sie antraben. Ohne, dass ich sie viel treiben musste trabte sie auf die Cavalletti zu und trabte anmutig darüber. Ich ließ sie auf beiden Händen mehrmals im Trab über die niedrigen Cavalletti gehen und sah fasziniert zu, wie schön Moonlight die Beine hob und zufrieden schnaubte. Allgemein machte die Stute einen zufriedenen Eindruck auf mich. Nachdem die niedrigste Stufe keinerlei Problem für Moon darstellte erhöhte ich die Sprünge und ließ die Araberstute diesmal im Galopp darüber gehen. Auch diese Höhe war kein Problem für Moonlight, sondern sie legte ein wenig an Tempo zu und buckelte übermütig. Scheinbar war sie sprungbegeistert und ich überlegte mir, Freispringen öfter in unser Training einzubauen. Nach einigen weiteren Sprüngen ließ ich Moon zum Schritt durchparieren und lächelte, als sie kurz darauf zu mir in die Mitte kam. „Prima hast du das gemacht, mein Mädchen.“, lobte ich sie und klopfte ihren Hals. Danach hakte ich den Führstrick wieder in ihr Halfter ein und lief noch ein paar Runden mit ihr, bis sie anfing mit dem Huf zu scharren und sich dann zum Wälzen in den Sand legte. Als sie damit fertig war sah sie aus wie ein paniertes Schnitzel und ich war froh, dass ich sie heute nicht mehr Putzen musste. Zufrieden mit der heutigen Arbeit ging ich mit meiner Stute zum Putzplatz wo ich ihr die Gamaschen und die Hufglocken abnahm und dann die Hufe auskratzte, bevor sie wieder zurück auf die Koppel durfte. Kurz blieb sie noch bei mir stehen und ließ sich ein wenig streicheln, bevor sie zu den anderen Stuten ging und graste.
Gerade wollte ich in die Halle gehen und die Sprünge wieder abbauen, als ich Flora auf mich zukommen sah. „Hallo Loreana.“ „Hei, Flora. Na, alles klar?“ „Sollte nicht eigentlich eher ich dich das fragen?“, fragte sie lachend. „Wie sieht es eigentlich aus, darfst du noch reiten?“ „Ja, bis jetzt hat der Arzt noch nichts dagegen gesagt, warum?“ „Eins unserer Turnierpferde müsste mal wieder ordentlich Dressur geritten werden und ich habe eine Stunde Zeit, also wenn du Lust hast…“ „Ist das dein Ernst? Total gerne. Aber ich muss dich warnen, ich war schon ein Stück nicht mehr im Sattel gesessen.“ „Das kriegen wir schon hin. Also, dann gehen wir mal Summer Night holen.“ Mit Flora ging ich wieder zur Koppel und holte die Dunkelfuchsstute. Summer folgte uns brav zum Putzplatz und mit Floras Hilfe war sie schnell geputzt und auch gesattelt. In der Reithalle ließ Flora mich erst einmal alleine Warmreiten und ich ritt viele Bögen und Handwechsel bis ich merkte, dass die Stute langsam locker wurde und gut nachgab. Dann fing ich mit einigen kleinen Gymnastizierungsübungen wie Schulterherein, Travers im Schritt und Kruppeherein an. „Das sieht schon einmal sehr gut aus, dann trab sie doch einmal an und achte darauf, dass sie mit der Hinterhand gut untertritt, da ist sie im Moment ein wenig faul.“ Ich nickte, schnalzte mit der Zunge und gab Summer einen leichten Schenkeldruck. Mit einem Schnauben trabte die Stute an und ich ließ sie an den langen Seiten im Trab ein wenig zulegen, wodurch sie mit der Hinterhand besser untertreten musste. „Sehr schön. Der Travers hat ja gerade im Schritt schon gut geklappt, probier’s mal gleich im Trab.“ An der nächsten kurzen Seite machte ich aus der Ecke kehrt, legte dann den äußeren Schenkel verwarnend zurück und trieb mit dem inneren Schenkel gegen den äußeren Zügel. Sofort reagierte Summer und trat gleichmäßig seitwärts. Zufrieden lobte ich Summer, parierte sie dann auf Floras Anweisung zum Schritt durch und ließ ihr erst einmal die Zügel lang, damit sie sich strecken konnte. „Prima machst du das, Mädchen.“, lobte ich sie und klopfte ihren Hals. Nach zwei Runden im Schritt am langen Zügel nahm ich die Zügel langsam wieder auf und versammelte die Stute. „Okay, dann kannst du sie wieder antraben bei B halten und dann einige Meter Rückwärtsrichten. Ich glaube danach ist sie dann gut aufgewärmt und du kannst sie auf beiden Händen erst einmal galoppieren, bevor wir dann die Wechsel üben.“ Durch schnalzen trabte die Dunkelfuchsstute wieder an und reagierte auf ein „Brrrrt“ zum Anhalten sehr gut. Ich nahm die Zügel ein wenig an, schnalzte und gab leichten Schenkeldruck damit Summer rückwärtsging. Auch hier setzte sie gleichmäßig die Hufe und ich lobte sie wieder. Als nächstes trieb ich sie in einen flotten Schritt und galoppierte sie dann in der Ecke an. Summer hatte einen total bequemen Galopp, der sich sehr gut sitzen ließ. Ich lenkte sie auf den Zirkel, ritt dann einen einfachen Galoppwechsel und galoppierte dann auf der anderen Hand an. Nach einer Runde parierte ich wieder zum Schritt durch und ließ Summer in einem flotten Schritt sich wieder vorwärts-abwärts strecken. „Sie läuft wirklich fantastisch.“, schwärmte ich und streichelte die Stute am Hals. „Ja, das ist sie wirklich. Und sie arbeitet heute auch sehr gut mit, wir üben noch kurz die fliegenden Wechsel mit ihr und dann hat sie sich glaube ich ihren Feierabend verdient.“ „Klingt super.“ „Gut, dann würde ich sagen du reitest erst einmal einen fliegenden Wechsel mit ihr auf dem Zirkel und danach dann einmal dreier Wechsel während du durch die ganze Bahn wechselst.“ Ich nickte, nahm die Zügel wieder auf und galoppierte Summer an. Brav sprang sie an und ich lenkte sie auf den Zirkel. Bei dem X-Punkt gab ich die Galopphilfe für die andere Hand und tatsächlich reagierte die Stute sofort und sprang um. Zum Abschluss ritt ich einen Wechsel durch die ganze Bahn und ließ Summer nach jeweils drei Galoppsprüngen wechseln. „Prima hast du das gemacht.“, lobte ich sie nachdem ich wieder zum Schritt durchpariert und die Zügel lang gelassen hatte. „Okay, dann kannst du sie noch einige Runden im Schritt reiten. Habt ihr beide wirklich gut gemacht.“ Nach ein paar Runden im Schritt am langen Zügel hielt ich Summer in der Mitte an, lobte sie noch einmal und stieg dann ab.
Auch beim Absatteln half mir Flora und Summer Night durfte dann wieder auf die Koppel. Genüsslich wälzte sie sich erst einmal im Staub und Flora und ich sahen ihr lachend dabei zu. Wir räumten noch den Putzplatz auf, bevor ich mich von ihr verabschiedete und mich auf den Weg zurück zu meinem Haus machte. Hier duschte ich mich erst einmal, zog mir dann bequeme Klamotten an und band meine langen Haare zu einem Knoten hoch, damit sie nicht die ganze Zeit im Gesicht herumflogen. Ich machte mir Bratkartoffeln zum Abendessen und wollte mich gerade mit meinem Teller vor den Fernseher setzten, als es an meiner Tür klingelte. Verwundert, wer mich abends noch besuchen kam öffnete ich – und hätte sie am liebsten gleich wieder zugeschlagen, denn das Gesicht welches ich vor mir sah kam mir viel zu vertraut vor und war das letzte, das ich jetzt sehen wollte. „Was machst du denn hier?!“, fragte ich entsetzt und hoffte, dass das alles nur ein schlechter Traum war.
Seit ich das erste Mal mit Azzuro gearbeitete hatte war einige Zeit vergangen und ich hatte weiterhin mit ihm geübt zusammen mit seinem besten Freund im Hänger zu stehen. Mittlerweile war er schon fast entspannt, wenn er im Anhänger stand und so wollte ich heute den nächsten Schritt wagen und ihn das erste Mal alleine in den Hänger führen. Ich hatte mich heute schon früh auf den Weg zum Hof gemacht, um in Ruhe mit dem Hengst üben zu können. Als ich in den Stall kam lagen einige der Pferde noch in ihren Boxen und ich versuchte möglichst leise zu sein, um sie nicht zu stören. Azze war schon wach und sah mich aufmerksam an, als ich mit seinem Halfter in der Hand die Boxentür öffnete. Wie immer gab es beim Aufhalftern keine Probleme und auch den Weg zu den Anhängern legten wir ohne stehen zu bleiben oder zu zicken zurück. Am Anfang war Azzuro schon immer total gestresst gewesen, sobald er den Anhänger nur gesehen hatte, doch heute spitzte er nur ein wenig die Ohren und sah sich alles genau an, fing aber nicht gleich das tänzeln an. Zufrieden klopfte ich ihm den Hals und ging mit ihm auf die Rampe zu, die ich schon runtergeklappt hatte bevor ich zu ihm in den Stall gegangen war. Vorsichtig setzte er zuerst den einen und dann den anderen Vorderhuf auf die Rampe und blieb dann stehen. Er schnaubte einmal laut und sah sich nach seinem Kumpel Marengo um. Als er bemerkte, dass dieser nicht da war sah er erst ein wenig verloren aus, also holte ich die Futterschüssel mit Müsli und Karotten neben dem Hänger hervor und hielt sie ihm hin. Wie jedes Mal konnte er dem Futter nicht widerstehen und setzte zögerlich noch einen dritten Huf auf die Rampe, bevor er sich schließlich entschloss ganz mutig zu sein und sich ganz auf die Rampe zu stellen. Von dort an brauchte es nur ein wenig Zeit und Geduld, bis er sich ganz in den Hänger traute und ich ihm sein Futter hinstellte. Wie immer bekam er somit gleich die Belohnung und konnte den Hänger somit nur mit etwas Positiven verbinden. Während des Fressens hob er hin und wieder den Kopf, um zu sehen ob ihm auch wirklich nichts geschah und fraß dann weiter. Zusammen mit Marengo im Hänger hatte ich auch schon die Laderampe zugemacht, aber für heute reichte es, dass sich Azze alleine in den seiner Meinung nach bösen Hänger getraut hatte. Nachdem der Hengst aufgefressen hatte lobte ich ihn noch einmal, schickte ihn dann vorsichtig rückwärts aus dem Hänger und brachte ihn zurück in die Box. Ich räumte noch kurz bei dem Hänger auf und dann war meine nächste Trainingseinheit mit ihm auch schon beendet.
Schicksal: 1. I love My Life 2. Hä warum Youtube? Aufgabe: Wer mistet die Boxen der Springpferde aus? Freiwillige vor. -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Im ersten Moment des Aufwachens wusste ich nicht wo ich war. Verwirrt sah ich mich um, bis langsam wieder die Erinnerungen hochkamen. Ich war umgezogen. Endlich weg von Zuhause, der Beginn eines neuen Lebens – so hoffte ich zumindest. Nachdem ich auf die Uhr gesehen und mich erst einmal ausgiebig gestreckt hatte stand ich auf um mir etwas zu Essen zu machen. Scheinbar etwas zu schnell, denn mir wurde kotzübel. Schnell rannte ich ins Badezimmer – gerade noch rechtzeitig, denn ich musste mich übergeben. Na super, der erste Tag in meinem neuen Zuhause fing ja schon einmal super an. Wie ich mein Leben doch im Moment liebte. Langsam stand ich wieder auf, spülte mir den Mund aus und hielt mich dann trotzdem an meinen Plan erst einmal etwas zu frühstücken. Tatsächlich war die Übelkeit nach der kleinen Mahlzeit schon komplett verschwunden und ich überlegte mir, was so alles für den heutigen Tag anstand. Tatsächlich würde ich wahrscheinlich erst einmal einkaufen gehen, weil ich den Großteil meiner Klamotten in meiner alten Heimat gelassen hatte. Vor ein paar Tagen hatte ich noch gedacht ein sauberer Schnitt wäre besser, Neuanfang mit neuen Klamotten, mittlerweile ärgerte ich mich jedoch, dass ich nicht noch ein paar mehr Sachen mitgenommen hatte. So hatte ich jedoch keine Wahl, sondern musste in das Dorf einkaufen gehen. Gestern hatte ich eine Boutique und auch einen Reitladen gesehen, dort würde ich dann auch gleich einiges an Ausrüstung für Moonshine und mich kaufen können. Schnell räumte ich das Geschirr auf, zog mich an, kämmte meine Haare und suchte dann noch meine Handtasche mit dem Nötigsten wie Geldbeutel, Handy und Sonnenbrille zusammen bevor ich mich auf dem Weg ins Dorf machte. Dafür, dass es erst März war, war es gar nicht so kalt und heute schien auch noch die Sonne, was meine Laune doch etwas steigerte.
Als ich dann auch schnell die Boutique wieder gefunden hatte und auf Anhieb einige Sachen fand, die mir gefielen stahl sich endgültig ein Lächeln auf mein Gesicht. Nach einiger Zeit kam auch die Besitzerin des Ladens, Lana, auf mich zu und fragte ob sie mir helfen könne. Sie war mir auf den ersten Blick sympathisch, weil sie mich irgendwie an Klara erinnerte. Die Beiden müssten etwa gleich alt sein und auch die blonden Haare und die Herzlichkeit waren ähnlich. „Hallo, du bist neu hier oder? Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte sie mich mit einem freundlichen Lächeln. „Hallo, ja genau. Naja, ich habe meine meisten Klamotten in meinem alten Zuhause gelassen und deshalb werde ich mich vermutlich erst einmal komplett neu einkleiden müssen.“, antwortete ich und erwiderte das Lächeln. „Na für dich werden wir hier schon etwas Hübsches finden, ich bin übrigens Lana.“ „Super, ich bin Loreana.“ „Klingt exotisch, bist du aus Deutschland?“, hielt Lana das Gespräch am Laufen während sie in der Zwischenzeit anfing geeignete Klamotten für mich rauszusuchen.“ „Mein Vater ist..war Franzose, deswegen bin ich dort aufgewachsen bevor wir nach Deutschland umgezogen sind.“, sagte ich und stockte kurz. Lana schien mir anzusehen, dass ich nicht weiter darüber reden wollte und fragte nicht weiter nach. „Da werden sich die Chevaliers freuen, wenn noch eine Französin hier im Dorf ist. Sie besitzen den Reitladen, vielleicht willst du da ja dann auch noch vorbeischauen.“ „Ja, das war sogar eingeplant, weil mein Pferd noch Ausrüstung braucht.“, antwortete ich und weckte damit Lanas Interessen, sodass ich ihr Alles über Moonshine erzählen musste, bevor ich mit dem Berg von Klamotten den sie herausgesucht hatte in die Umkleide ging und die Sachen anprobierte. Tatsächlich waren einige der Sachen wirklich sehr schön und schon bald hatte ich meinen Kleiderschrank wieder einigermaßen aufgefüllt. Ich bedankte mich bei Lana für die freundliche Hilfe und Beratung, bezahlte und setzte meine Shoppingtour dann fort.
Als nächstes ging ich in den Reitladen, um Ausrüstung für Shine und mich zu besorgen und auch hier war eine große Auswahl gegeben. „Guten Morgen, kann ich ihnen helfen?“, fragte mich eine etwa 40-jährige Frau mit leichtem französischem Akzent. Auch sie lächelte freundlich und strich sich eine braune Haarsträhne aus dem Gesicht. „Guten Morgen, ich suche ein wenig Ausrüstung für mein Pferd und mich.“ „Ah, dann bist du wahrscheinlich auch eine Einstellerin in dem Reitstall Holunderblüte, oder?“ „Ja, genau. Ich wohne seit gestern hier.“ Wir unterhielten uns noch ein wenig bevor mich die Frau, die sich mittlerweile als Nadine vorgestellte hatte, im Laden herumführte und mir zeigte wo alles war. Dann half sie mir alles Notwendige für Shine und mich rauszusuchen und so hatte sich auch hier schnell einen kleine Berg von Sachen angesammelt. Das Ganze würde ich vermutlich nicht auf einmal tragen können, also würde ich öfter laufen müssen. Naja, Bewegung hatte ja noch nie jemandem geschadet. Dennoch wurde es zuerst beim Bezahlen schwierig, denn Nadine hatte einige Probleme mit der Kasse, sodass sie ihren Mann zur Hilfe rufen musste. „Immer das Selbe, man sollte meinen du wüsstest langsam wie man mit der Kasse umgeht. Immer müssen die Kunden warten.“, kommentierte dieser lachend die Situation auf Französisch. „Das macht doch Nichts.“, antwortete ich auch auf Französisch ohne im ersten Moment zu merken, dass ich nicht mehr Deutsch redete. Erst als mich das Ehepaar verwundert ansah bemerkte ich, dass ich Französisch gesprochen hatte. „Ohne Akzent, woher kannst du so gut Französisch?“, fragte mich jetzt Nadine mit einem Lächeln auf dem Gesicht. „Ich bin in Frankreich aufgewachsen und wir waren oft dort im Urlaub.“, erwiderte ich ein wenig verlegen. Eigentlich musste ja nicht jeder gleich Alles über meine Herkunft wissen. „Wunderbar, jetzt sind wir nicht mehr die einzigen Franzosen im Ort.“, sagte Mathéo und lächelte mich auch freundlich an. „Wie willst du eigentlich die ganzen Sachen transportieren?“, fragte er dann mit einem Blick auf meine Tüten von der Boutique und meine Ausbeute aus dem Reitladen. „Da werde ich wohl zwei Mal oder öfter laufen müssen, damit ich das Alles nach Hause bringe.“ „Ach Nein, wir können es dir doch schnell nach Hause fahren. Wo wohnst du denn?“ Ich nannte ihnen meine Adresse und als sie hörten, dass es nicht so weit weg war halfen sie mir schnell die Sachen in ihr Auto zu laden und brachten mich zu dem Haus. „Vielen, vielen Dank.“, bedankte ich mich überschwänglich bei ihnen. „Kein Problem. Und versprich uns bald einmal wieder vorbei zu kommen, es ist schön mal wieder mit jemand anderem Französisch sprechen zu können.“, sagte Nadine und umarmte mich zum Abschied. Ich war ein wenig überrascht über die Herzlichkeit, aber scheinbar waren alle Leute in Birkenhöh so nett und herzlich. „Na klar, mache ich. Bis dann.“, verabschiedete ich mich und brachte die Sachen ins Haus.
Geschafft ließ ich mich dort auf einen Stuhl sinken und holte dann mein Handy raus. Seit ich hier angekommen war hatte ich noch gar nicht das Internet angehabt und jetzt wollte ich sehen, was es so Neues gab. Mein Smartphone zeigte mehrere Nachrichten in Whatsapp, einige Benachrichtigungen in Facebook und auch eine Benachrichtigung von Youtube an. Verwirrt tippte ich auf die von Youtube, weil mich diese am meisten überraschte. Eigentlich war ich dort schon länger nicht mehr aktiv, was würde es dort also Neues geben? Klara hatte mich bei einem Video in einem Kommentar verlinkt, also klickte ich drauf und sah mir das Video an. „Wir werden dich vermissen, alles Gute für die Zukunft.“, kam als erstes als Spruchzeile. Dann folgten einige Videoclips, auch von mir wie ich Pferde bei ihr ritt und Clips von Sugar und mir. Das Video endete mit einem Text, in dem meine Reitlehrerin mir alles Gute wünschte und betonte, dass ich sie jederzeit besuchen kommen könne und sie auch gerne mich besuchen würde. Als es endete wischte ich mir einige Tränen aus den Augenwinkeln und lächelte. Bei dem Video war mir warm ums Herz geworden und auch wenn ich wusste, dass es die richtige Entscheidung gewesen war vermisste ich doch einzelne Personen und Pferde. Klara war einfach die Beste, ich nahm mir fest vor sie bald einmal anzurufen und ihr von Moonshine zu erzählen. Zunächst aß ich jedoch erst einmal zu Mittag und vertrieb mir dann die Zeit am Fernseher. Ich wollte heute erst abends in den Reitstall weil ich hoffte, dass dann weniger los war und ich mit Shine mehr oder weniger alleine arbeiten konnte. Die Zwischenzeit vertrieb ich mir im Internet, chattete ein wenig mit mehr oder weniger guten Freunden aus meiner alten Heimat und rief dann schließlich Flora an, denn Shines Ausrüstung zum Stall zu bringen würde ohne Auto vermutlich auch eher schwieriger werden. „Hi Loreana.“, begrüßte sie mich als sie an ihr Handy ging. Scheinbar hatte sie mich schon eingespeichert und auf dem Display gesehen, dass es nur ich sein konnte. „Hi Flora, ich war heute ein wenig für Moonshine und mich shoppen und jetzt habe ich das Problem, dass ich nicht so recht weiß wie ich die Ausrüstung zum Hof bringen soll.“ „Wenn es nicht jetzt sofort sein muss kann ich dich gerne abholen.“ „Klar, ich habe Zeit.“ „Gut, dann komm ich so um fünf mit dem Auto zu dir.“ „Danke du bist ein Schatz, bis dann.“ „Ja, bis dann.“ Glücklich sah ich auf die Uhr und bemerkte, dass ich noch eine halbe Stunde hatte bevor Flora kommen würde. Ich nutzte die Zwischenzeit, um die neuen Klamotten in meinen Schrank einzuräumen und mich dann umzuziehen.
Flora war pünktlich und schnell hatten wir alle Sachen in den Wagen eingeladen. „Dank nochmal, dass du extra hier her gekommen bist.“ „Kein Problem, ich hatte eh noch kurz etwas im Dorf zu tun.“ Wir unterhielten uns während der kurzen Fahrt noch ein wenig und die junge Frau half mir am Hof noch die Ausrüstung in die Sattelkammer zu bringen. „So, ich muss jetzt wieder weiter. Ach ja, was ich dich noch fragen wollte, hättest du Zeit noch die Boxen von den Springpferden zu Misten? Das haben wir bis jetzt einfach noch nicht geschafft und…“ „Klar, du hast mir ja auch geholfen. Ist überhaupt kein Problem.“ „Super, ich habe leider einen dringenden Termin und muss jetzt weiter. Bis bald.“ „Ja, bis bald.“, verabschiedete ich mich und ging dann raus auf den Hof. In der Reithalle ritt gerade noch Tiana mit ihrem Hengst Azzuro, weshalb ich beschloss zuerst zu Misten und dann Shine zu beschäftigen. Insgesamt waren es zwölf Boxen zu Misten, doch da ich bei Klara auch schon öfter mit geholfen hatte zu Misten war ich trotzdem relativ schnell fertig. Ich fuhr die letzte Schubkarre auf den Misthaufen, räumte noch alle Geräte auf und ging dann zu Moonshine. Die hübsche Apfelschimmelstute stand schon in ihrem Paddock und sah mir entgegen. Besonders begeistert sah sie nicht aus, aber das würde schon noch werden. Nach ihrer Geschichte wunderte mich nichts mehr, weshalb ich mir auch vornahm immer viel Zeit für sie einzuplanen. Zunächst ging ich in ihre Box und blieb dann in der Tür stehen, die den kleinen Paddock von der Box trennte. Ich kramte in der Jackentasche und holte ein Karottenstück hervor, welches ich Moonshine hinhielt. Erst bewegte sie sich keinen Millimeter, doch dann siegte doch die natürliche Neugier des Pferdes und sie kam langsam mit angelegten Ohren auf mich zu. „Jaja ich weiß ja, dass du keine Menschen magst.“, sagte ich leise und jetzt spitzte die Apfelschimmelstute doch ein wenig die Ohren. Vorsichtig halfterte ich sie auf und zu meiner Verwunderung ging bis jetzt noch alles gut. Sie folgte mir sogar relativ brav in die Box und ließ sich dort anbinden. Auch das Putzen verlief zuerst ohne Probleme, bis ich an den Bauch kam. Hier fing die Stute an mit den Hinterbeinen zu schlagen und legte auch die Ohren wieder an. Das wunderte mich jedoch nicht, denn am Bauch waren viele Pferde kitzelig oder ließen sich dort nur anfassen, wenn sie genug Vertrauen hatten. Und Vertrauen gegenüber Menschen war ja genau das, was Moonshine fehlte. Beim Hufe auskratzen zickte sie bei den Hinterhufen auch ein wenig, aber auch das war ich schon von einigen anderen Pferden gewohnt, wenn man abwartete gab sich das relativ schnell und so war es auch bei Shine. Nach dem Putzen bekam die Stute noch ein Stück Karotte und ich machte mich mit ihr auf den Weg in die Halle.
Auf dem Weg dorthin versuchte sie immer wieder stehen zu bleiben, beziehungsweise rannte dann voraus und zog am Führstrick. Mit einer Menge Geduld und viel Stehen bleiben und wieder Rückwärtsgehen schafften wir es schließlich in die Halle, wo ich den Führstrick aushakte. Entgegen meiner Erwartungen blieb die Araberstute erst ruhig und sah sich alles genau an. Als ich jedoch nur kurz den Arm hob, um ihr einen Richtungswechsel anzuzeigen explodierte sie. Buckelnd und ausschlagend lief sie mit aufgestelltem Schweif ihre Runden und erst nach langem auf sie Einreden und vielen Richtungswechseln wurde sie etwas ruhiger und fiel in einen gemächlichen Trab. Dann blieb sie stehen, sah mich mit weit geblähten Nüstern an und schnaubte laut. Scheinbar war es schon ein Stück her, dass sie das letzte Mal richtig rennen konnte, denn beim erneuten von mir gewollten Angaloppieren rannte sie zwar los, aber sie buckelte nicht mehr so heftig. Nach einigen Minuten ließ ich sie schließlich in einen ruhigen Schritt fallen und drehte ihr dann den Rücken zu. Ich musste einige Zeit warten, doch dann spürte ich den warmen Atem an meinem Hals und ein kleines Stupsen verriet mir, dass sie hinter mir stand. Langsam drehte ich mich um und stand direkt vor meiner Stute. Mir fiel ein richtiger Felsbrocken vom Herzen. Ich war mir bei ihr nicht sicher gewesen, ob sie wirklich zu mir kommen würde, deshalb freute ich mich umso mehr, dass sie jetzt hinter mir stand und sich ein wenig am Kopf kraulen ließ. Dies bestätigte mich darin, dass ich richtig gehandelt hatte als ich sie so Hals über Kopf gekauft hatte. Es tat wirklich gut wieder ein eigenes Pferd in meinem Leben zu haben und eine wohlige Wärme breitete sich in mir aus. Ich entschied mich noch einen kleine Schritt weiter zugehen. Ich drehte mich um und ging langsam auf den Hufschlag zu. Erst schien Moonshine zu überlegen, ob sie mitkommen sollte, dann folgte sie mir jedoch brav. Nach einigen weiteren Minuten beendete ich das ‚Training‘, denn so langsam hatte sich ihre Atmung wieder normalisiert. Das Aufhalftern und zurück in die Box bringen bereitete diesmal keine Probleme, scheinbar hatte sie sich erst einmal genug ausgetobt. Ich legte ihr noch die Abschwitzdecke drauf, damit sie sich nicht erkältete und gab ihr dann das Kraftfutter. Hier merkte man wieder ihre Zickigkeit und das fehlende Vertrauen, denn sobald sie ihr Futter hatte waren die Ohren wieder angelegt und ich wollte ihr nicht zu nahe kommen. Dennoch klopfte ich ihr noch einmal den Hals zum Abschied und machte mich dann auf den Weg zurück zum Haus.
Kaum hatte ich mich geduscht und mir wieder normale Klamotten angezogen, da bekam ich auch schon eine SMS von Lara, ob ich schon etwas vorhätte. Wir verabredeten uns im Café und so föhnte ich mir noch kurz die Haare und machte mich dann auf den Weg ins Dorf. „Hi Loreana.“, begrüßte mich Lara und umarmte mich überschwänglich. „Hi, Lara.“, sobald ich das fröhliche Mädchen sah steigerte sich auch meine Laune und ein Lächeln erschien auf meinem Gesicht. Wir unterhielten uns ein wenig über unseren Tag und ich erzählte ihr alles von Moonshine. Im Café roch es stark nach Essen und obwohl ich gedacht hatte, dass wieder Alles gut war, wurde mir schon wieder schlecht. „Sorry Lara, ich komme gleich wieder.“, entschuldigte ich mich und rannte aufs Klo, wo ich mich zum zweiten Mal an diesem Tag übergeben musste. Wieder spülte ich mir den Mund aus, spritzte mir noch einmal kaltes Wasser ins Gesicht und ging dann wieder raus zu Lara. „Ist alles klar bei dir?“, fragte sie und musterte mich besorgt. „Mir ist ein wenig schlecht und ich musste mich gerade zum zweiten Mal an diesem Tag übergeben, also naja. Wollen wir vielleicht ein wenig rausgehen?“ „Klar, kein Problem. Also meinst du, du wirst krank?“, fragte sie mich im Hinausgehen. „Das ist ja das Komische, es ging mir eigentlich den ganzen restlichen Tag über gut…“ „Also entweder ein Virus oder…“ „Oder was?“ „Naja, ich kenne es noch von schwangeren Leuten, dass sie sich übergeben und dann wieder Alles gut ist.“ „Aber… Es ist bestimmt schon über ein einhalb Monate her, dass ich das letzte Mal mit meinem Ex geschlafen habe.“, sagte ich und in meinem Gehirn fingen die Rädchen an zu rattern. „Na also, und wann hattest du das letzte Mal deine Tage?“ „Ich…ich weiß es nicht, scheiße. Was mache ich denn jetzt?“ „Nicht überreagieren. Ich würde sagen wir gehen erst einmal in die Apotheke und besorgen dir einen Schwangerschaftstest.“ Die ganze Aktion mit der Apotheke und wie mich Lara nach Hause brachte bekam ich nur undeutlich mit, ich fühlte mich wie in einer großen Luftblase. Als mich meine neu gewonnene Freundin fragte, ob sie über Nacht bei mir bleiben sollte konnte ich nur nicken und fiel dann relativ schnell in einen unruhigen Schlaf.
Am nächsten Morgen war der Tag der Gewissheit. Wieder musste ich mich übergeben und pinkelte danach auf das Stäbchen. Wir warteten die angemessene Zeit und als ich wieder auf den Test sah konnte ich es einfach nicht glauben. Dort stand eindeutig ein rotes Plus. Verzweifelt sah ich Lara an, die mich sofort in die Arme nahm und fest an sich drückte. Ich wusste gar nicht was ich empfinden sollte, ich fühlte mich einfach nur wie betäubt…
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Gesamt : 1566 HB (bin mir nicht sicher ob das richtig ist, Mathe ist nicht so meine Stärke :D)
Ein klein wenig nervös lief ich über den Hof. Heute hatte ich meinen ersten Aufrag als Bereiterin, ich sollte Azzuro an den Anhänger gewöhnen. Mit seinem Freund Marengo traute er sich drauf, war dann aber immer noch sehr angespannt und nervös. Das wusste ich, weil Flora gestern die beiden in den Anhänger gebracht hatte, damit ich sah wo genau das Problem lag. So hatte ich einen Tag Zeit gehabt um mir Gedanken zu machen, wie ich das Ganze am besten angehen konnte und tatsächlich hatte ich schon eine Idee. Zuerst ging ich in den Verkaufspferdestall, wo die Beiden standen und halfterte Marengo auf. Der Rappe folgte mir brav zum Parkplatz, wo der Hänger stand und schnell war er verladen. Ich klopfte seinen Hals und gab ihm etwas von dem Kraftfutter, das vor allem für Azzuro gedacht war. Dann holte ich auch den Fuchswallach, der schon zu ahnen schien was ich vorhatte. Wäre aber auch komisch gewesen, wenn er nichts bemerkt hätte, denn immerhin hatte er gestern kein Kraftfutter bekommen, das würde er ab jetzt nämlich nur noch im Anhänger bekommen. Trotzdem tat ich so, als würde ich nicht bemerken wie er jetzt schon nicht wirklich auf den Anhänger zu wollte sondern lief ganz normal weiter. Wie bereits erwartet lief er mir noch ein Stück brav hinterher und blieb dann vor der Laderampe stehen. Ich ging noch ein Stück weiter und blieb dann am Ende der Rampe stehen, wo ich mir ein wenig vom Kraftfutter nahm und es Azzuro hinhielt. Jetzt hieß es Abwarten und Tee trinken. Und tatsächlich, nach einigen Minuten bewegte sich der Fuchshengst in meine Richtung und setzte vorsichtig die Vorderhufe auf die Laderampe, sodass er an das Futter kam. Jetzt brummelte ihm auch sein Freund aufmunternd zu und Azzuro kam die Rampe ganz hinauf, als ich ihm noch mehr Futter zeigte. Kurz darauf stand er komplett im Hänger und ich stellte ihm sein Futter hin. Er beruhigte sich sogar einigermaßen und vertiefte sich total ins Fressen. Zufrieden klopfte ich seinen Hals. Azzuro schien weniger angespannt als gestern und als er aufgefressen hatte ließ ich ihn sofort wieder rückwärts die Laderampe runter laufen. Für heute war das genug Übung, das Ganze würde man jetzt jeden Tag mit ihm üben müssen und dann nach und nach die Zeit im Hänger steigern. Ich brachte die beiden Pferde wieder in ihre Boxen, lobte sie noch einmal und ging dann wieder nach Hause.
Bahnhöfe – wie ich sie doch hasste. Überall hetzende Menschen, die von A nach B rannten und dabei überhaupt keine Rücksicht auf andere Leute nahmen. Haarscharf wich ich gerade noch einem jungen Mädchen aus, das mich fast mitsamt meinem Koffer umgerannt hatte. Super, gerade einmal zehn Minuten hier und schon war meine Laune am Nullpunkt. Gut, konnte vielleicht auch daran liegen, dass es halb sieben am Morgen war – für meine Begriffe also viel zu früh um außen zu sein – und ich noch nicht einmal einen Kaffee getrunken hatte. Wie zu erwarten gewesen war, hatte meine Mutter sich nicht die Mühe gemacht aufzustehen und mich zu verabschieden und meine Schwester war sowieso schon seit Ewigkeiten nicht mehr daheim aufgekreuzt. Vermutlich wusste sie noch nicht einmal, dass ich wegzog. Ich sah nach oben, wo man wenn die Decke des Bahnhofs nicht gewesen wäre den Himmel gesehen hätte. „Daddy, du fehlst hier…“, seufzte ich und wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel. Nein, ich hatte in der letzten Woche genug geweint, jetzt musste ich nicht auch noch hier mitten am Bahnhof das Heulen anfangen. Als ich endlich am richtigen Bahnsteig angekommen war musste ich feststellen, dass mein Zug eine halbe Stunde später kommen würde. „Super, das hat ja gerade noch gefehlt.“, schimpfte ich vor mich hin während ich meinen iPod rausholte, mir die Kopfhörer in die Ohren steckte und mich auf einen Sitz am Bahnsteig setzte. Wie fast immer schallte mir sofort You Me At Six entgegen, was meine Stimmung nun doch etwas hob. Besonders, als ich erkannte um welches Lied es sich handelte konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Ich liebte diese Momente, in denen die Lieder genau das ausdrückten, was man fühlte und die Zeile ‚I’ve been losing for a while now‘ passte im Moment wirklich genau zu meinem Leben. Hoffentlich würde es in meinem neuen Zuhause besser werden. Wobei - schlechter konnte es ja nicht mehr werden, stellte ich sarkastisch in meinem Kopf fest. Vollkommen in meine Musik versunken sprang ich fast vor Schreck auf, als ich auf einmal eine Hand an meiner Schulter spürte. Schnell hatte ich mich jedoch wieder beruhigt, als ich in das vertraute Gesicht von Klara sah. Diesmal war es jedoch nicht, wie sonst immer freudestrahlen sondern eher besorgt und ich zog mir schnell die Kopfhörer aus den Ohren. „Hei, was machst du denn…“, fing ich an meine Reitlehrerin zu fragen, als sie mich auch schon fest in den Arm nahm. Dieses Gefühl, dass wirklich jemand für mich da war hatte ich schon seit einigen Wochen nicht mehr gehabt und schon sammelten sich die ersten Tränen in meinen Augen und ich fing hemmungslos an zu weinen. „Shhht, alles wird gut.“, war alles was Klara sagte und es reichte aus. Nach ein paar Minuten hatte ich mich wieder so weit beruhigt, dass mir zwar immer noch Tränen die Wangen runter liefen, ich mich jedoch mit ihr unterhalten konnte. „Mensch Lore, das tut mir alles so leid.“, war alles was Klara rausbrachte und auch sie musste schlucken um nicht mit mir zu weinen. Meine Reitlehrerin war neben meinem Vater die einzige Person, die diesen Spitznamen kannte und die Tränen hörten gar nicht mehr auf zu fließen. „Du kannst doch nichts dafür.“, meine Stimme zitterte noch ein wenig, doch langsam brachte ich sie wieder unter Kontrolle. „Nein, aber wenn ich das gewusst hätte, hätte ich schon früher mal bei dir vorbeigeschaut. Mensch Mädchen, ich hoffe wirklich, dass sich dein Leben verbessert. Sowas hast du nicht verdient.“, Klara sah mich mitleidig an. „Naja, ich ziehe jetzt erst einmal um und dann mal schauen, wie sich alles entwickelt.“, ich versuchte etwas Zuversicht in meine Stimme zu legen, doch Klara sah nicht sehr überzeugt aus. „Wenn du Hilfe brauchst kannst du mich jederzeit anrufen und ich hoffe doch, dass entweder du mal vorbei kommst oder ich dich mal besuchen kann.“ „Dankeschön. Und klar, du kannst mich sehr gerne mal besuchen kommen. Übrigens Danke nochmal für alles. Für die ganzen tollen Reitstunden und deine Unterstützung, auf die man sich immer verlassen konnte und natürlich dafür, dass ich immer bei dir reiten durfte und Sugar bei dir stehen konnte.“ „Dafür brauchst du dich wirklich nicht bedanken. Du hast immer auf dem Hof mitgeholfen und ich konnte mich darauf verlassen, dass du gut mit den Pferden umgehst. Und dein Sugar war auch ein richtig toller Kerl. Das du immer für ihn da warst und dich trotzdem noch mit ihm beschäftigt hast, obwohl du ihn nicht mehr reiten konntest zeigt auch wirklich, wie sehr du ihn geliebt hast und ich bin mir sicher, dass das auf Gegenseitigkeit beruht hat.“ „Danke Klara, du weißt gar nicht wie gut es tut das zu hören.“ Sie umarmte mich noch einmal fest und genau in diesem Moment hielt der Zug am Bahnsteig an. „Also, meine Kleine, pass gut auf dich auf. Verlier nicht den Lebensmut und ich bin mir sicher, dass du wieder ein Pferd finden wirst, dass du mit ganzem Herzen lieben kannst. Achja und verdreh mir nicht allen Typen den Kopf, Belle.“, sagte meine Reitlehrerin mit einem Augenzwinkern. Belle war ihr Lieblingsspitzname für mich. Zugegeben, ich sah schon nicht hässlich aus und meine strahlend blauen Augen fanden die meisten Menschen erst einmal ziemlich außergewöhnlich, aber ich sah immer wieder Menschen, die ich viel schöner fand als mich selbst. „Ich glaube da brauchst du dir bei mir keine Sorgen machen.“, sagte ich jetzt schon mit einem kleinen Lächeln im Gesicht und winkte ihr noch einmal zu bevor ich in den Zug einstieg. Ich ging durch den Gang, setzte mich auf den erstbesten freien Platz und stellte meinen Koffer neben mich. Nach wenigen Minuten fuhr der Zug auch schon los und nach etwa einer Stunde holte ich wieder meinen iPod aus und hörte Musik. Schläfrig hielt ich gerade so die Augen auf und wurde erst wieder einigermaßen wach, als der Zug in den Bahnhof von Birkenhöh einfuhr.
Verschlafen rieb ich mir die Augen und streckte mich erst einmal, bevor ich meinen Koffer nahm und aus dem Zug stieg. Der Bahnhof war nicht sonderlich groß und so trat ich schon bald aus der Ausgangstür und sah mich um. Birkenhöh war ein kleines Dorf, nicht viel größer als das Dorf, in dem ich vorher gewohnt hatte und irgendwie hatte ich ein Gefühl, als ob ich mich hier wohlfühlen könnte. Ich machte mich nicht direkt auf den Weg in meine neue Wohnung, sondern lief erst einmal durch Birkenhöh und sah mich in aller Ruhe um. Zu meiner Begeisterung entdeckte ich nach einiger Zeit ein kleines Café und ging hinein. Ein paar Leute saßen an einigen der Tische und ich ging in den hinteren Teil des Ladens, wo ich mich auf einem der bequemen Stühle niederließ und mir erst einmal die Karte ansah. Irgendwie hatte ich wohl vergessen, dass ich immer noch die Ohrenstöpsel in den Ohren hatte und erschrak ein wenig, als mich auf einmal jemand an der Schulter antippte. Als ich aufsah sah ich eine braunhaarige junge Frau etwa in meinem Alter, die mich anlächelte. „Sorry“, sagte ich und nahm die Ohrenstöpsel raus. „Kein Problem. Weißt du schon was du willst? Ich darf doch Du sagen oder?“ „Klar, wir sind ja ungefähr gleich alt.“, sagte ich lachend. „Ich hätte gerne einen Latte Macchiato, dann werde ich vielleicht auch endlich ein wenig wacher.“ „Okay, kommt sofort.“ Tatsächlich hatte ich innerhalb von zehn Minuten meinen Kaffee und auch noch eine Unterhalterin. Weil nicht viel los war hatte die Kellnerin, die sich mittlerweile als Lara vorgestellt hatte, Zeit sich mit mir zu unterhalten und irgendwie war es bei uns Sympathie auf den ersten Blick gewesen. „Also Loreana wie kommt es, dass man freiwillig hier in dieses verschlafene Dorf zieht?“, fragte sie mich und sah mich neugierig an. „Naja, erstens habe ich vorher auch in einem kleinen Dorf gelebt, zweitens gibt es da ein paar Gründe warum ich dringend von Zuhause weg wollte und drittens habe ich hier ein gutes Jobangebot.“ „Das mit dem Job klingt interessant. Darf ich fragen wo und als was du demnächst vermutlich arbeiten wirst?“ „Im Reitstall Holunderblüte als Bereiterin.“ „Krass, du reitest auch? Der Reitstall ist super, da nehme ich regelmäßig Reitstunden.“ „Na dann werden wir uns wohl bald öfter sehen.“, stellte ich mit einem Lächeln im Gesicht fest. „Ja, da wirst du wohl kaum um mich herum kommen. Achja, was ich dich noch fragen wollte wo zum Teufel hast du diese verdammt tollen blauen Augen her? Die bringen einen ja komplett aus dem Konzept.“, sagte Lara und sah mir direkt in die Augen. „Du weißt ja gar nicht wie oft ich das schon gehört habe.“, sagte ich lachend. „Ich kann’s mir vorstellen und bestimmt nicht nur einmal von einem gutaussehenden Typen. Mann, ich wünschte ich hätte solche Augen. Meine sind nur so langweilig braun.“ „Ach Quatsch, braune Augen sind doch auch total schön. Aber ja, die meisten Typen finden meine Augenfarbe schon ganz nett.“ „Und gegen deine blonden Haare haben sie vermutlich auch nichts. Da krieg ich ja mit dir richtig Konkurrenz hier im Dorf.“, lachte Lara und ich stimmte mit ein. „Lara, du weißt aber schon, dass du eigentlich zum Arbeiten hier bist?“, rief auf einmal ein braunhaariger Typ zu uns herüber. „Ich arbeite, Tobi. Kundenbetreuung nennt man sowas.“, erwiderte Lara und ich konnte mir ein kleines Lachen nicht verkneifen. Dieses verging mir jedoch schnell wieder als Tobi sich jetzt auf den Weg zu unserem Tisch machte, denn aus der Nähe betrachtet sah er alles andere als schlecht aus. Gegen braune Haare bei Kerlen hatte ich noch nie etwas gehabt und in Kombination mit knallgrünen Augen sah das Ganze auch nicht schlecht aus. „Wenn das als Arbeit zählt mache ich das das nächste Mal auch.“ „Kannst du vergessen Bruderherz, das war meine Idee.“, Lara grinste ihn frech an und ich bemerkte erst jetzt, dass sich die zwei tatsächlich ähnlich sahen. „Anstatt hier Blödsinn zu erzählen könntest du auch etwas Sinnvolles machen und mich dem hübschen Mädchen vorstellen, dass du hier gerade vollredest.“, sagte Tobi und lächelte mich an. „Ups, fast vergessen. Loreana, das ist mein kleiner Brunder Tobias, Tobi das ist Loreana. Sie ist neu im Dorf also sei nett zu ihr und bring sie nicht dazu gleich wieder zu flüchten.“ „Na ich glaube da braucht es schon etwas mehr, damit ich von hier flüchte“, wandte ich lachend ein. „Nett dich kennenzulernen.“, sagte Tobi und grinste mich an. „Und ja, Lara ist immer so drauf, um deine noch nicht gestellte Frage zu beantworten.“ „Das nenne ich mal Geschwisterliebe“, stellte ich fest und wir mussten alle lachen. „So nett es auch mit euch ist, ich muss dann jetzt mal weiter meine Sachen auspacken und dann noch zum Hof.“, schnell schrieb ich Lara noch meine Handynummer auf, bezahlte und verabschiedete mich dann von den Beiden.
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht trat ich wieder aus dem Café. Es war einfach fantastisch, wie zwei verrückte Menschen doch die Laune aufbessern konnten. Nach zehn Minuten zu Fuß stand ich dann auch schon vor meinem neuen Zuhause. Es war ein schönes, schon etwas älteres Haus mit einem kleinen Garten. Im Haus befanden sich eine Wohnküche, ein Wohnzimmer, vier Schlafzimmer und drei Badezimmer. Im Moment wohnte ich hier noch daheim, doch bald würde ich vermutlich meine erste Mitbewohnerin bekommen. Das Haus hatte drei Stockwerke. Im ersten Stockwerk waren die Küche, das Wohnzimmer, ein Bad und ein Schlafzimmer. Im zweiten Stock zwei weitere Schlafzimmer und ein Bad und ganz oben auch noch einmal ein Bad und ein Schlafzimmer. Die Möbelpacker hatten meine Möbel schon einen Tag früher hierher gebracht und wie ich es vorher mit ihnen abgesprochen hatte standen sie in einem der beiden Zimmer im zweiten Stock. Die Wände waren in lila und beige gestrichen, was mir sehr gut gefiel und ich fing gleich an meinen Koffer auszupacken. Da ich das meiste sowieso nicht mitgenommen hatte war ich doch recht schnell fertig und entschied mich direkt zum Hof zu gehen.
Innerhalb weniger Minuten war ich auch hier angelangt und trat durch das Tor. Ich hatte mich gerade einige Schritte über den Hof bewegt, als mir eine große, schlanke blonde Frau entgegenkam. „Hallo, ich bin Flora und du musst Loreana sein, oder?“, fragte sie mich und lächelte mich an. „Hallo, schön dich kennenzulernen.“ „Wenn du willst zeige ich dir gleich den Hof und dabei kannst du dir gleich einmal die Verkaufspferde ansehen, vielleicht findest du ja eins, dass dir gefällt. Den Papierkram können wir ja hinterher erledigen.“ „Klingt nach einem guten Plan.“ Ich folgte Flora, die mir zuerst die Koppeln der Pferde zeigte, dann gingen wir weiter zum Putzplatz, der Futter- und Sattelkammer, den Außenplätzen und den Reithallen. Zum Schluss zeigte sie mir noch die Ställe und wir blieben bei den Verkaufspferden stehen. „Auf was für Pferden bist du denn bisher geritten?“, fragte mich Flora. „Eher auf Warm- oder Vollblütern. Ich habe auch kein Problem mit jungen oder etwas schwierigeren Pferden, im Gegenteil, mir gefällt es wenn man mit dem Pferd arbeiten muss.“ „Also du könntest ja zuerst mal Amarillis ausprobieren, sie ist eigentlich ganz lieb, hat aber Angst vor Pferdeanhängern.“, Flora führte mich zur Box der hübschen Fuchsstute, die mich sofort neugierig anschnupperte. „Klar, hört sich gut an.“, gemeinsam machten wir sie fertig und gingen dann mit ihr in die Reithalle, in der zum Glück gerade niemand war. Ich konnte zwar gut reiten, aber es war mir immer etwas unwohl, wenn mir viele andere Menschen dabei zusahen. Die ersten zehn Minuten ließ ich Amarillis erst einmal relativ frei machen und gewöhnte mich ein wenig an ihren Gang, dann nahm ich die Zügel etwas auf und fing an sie mit Schlangenlinien zu biegen. Schnell merkte ich, dass die Stute recht steif war, nach einiger Zeit wurde es aber besser und ich trabte sie an. Sie hatte angenehme Gänge, ich war allerdings von den Pferden bei Klara mehr Raumgriff gewohnt und so war ich nicht ganz überzeugt, was auch Flora sah. „Ich glaube wir können hier gleich aufhören, oder?“, fragte sie vorsichtig. „Ja, sie ist zwar eine tolle Stute, aber irgendwie ist der Funke nicht so richtig übergesprungen.“ Wir brachten Amarillis wieder zurück in ihrer Box und ich steckte ihr noch ein Leckerli zu, bevor wir weitergingen. „Probieren wir es mal mit Starry Sky, er ist noch jung hat viel Temperament und braucht manchmal noch jemandem, der ihm zeigt wo es langgeht.“, Flora zeigte auf ein Apfelschimmelpony, das uns neugierig entgegensah. Auch mit ihm waren wir schnell in der Halle und ich konnte nach zehn Minuten aufwärmen traben. Starry gefiel mir ganz gut, aber es war doch ungewohnt wieder auf einem Pony zu sitzen und auch hier fühlte ich mich nicht so wohl, wie ich es gerne bei meinem eigenen Pferd hätte. „Sorry Flora, aber ich glaube auch Starry ist nicht das richtige Pferd für mich.“, beendete ich das Probereiten nach einer halben Stunde und stieg ab. „Kein Problem, wir finden schon noch das richtige Pferd für dich.“, sagte sie und lächelte mich zuversichtlich an. Auch den Apfelschimmel brachten wir wieder zurück in seine Box und sattelten ihn ab. „Wie wäre es, wenn du dir die Pferde mal ansiehst und dann sagst welches dir gefällt“, schlug jetzt meine Begleiterin vor. „Klingt gut.“
Ich ging durch die Stallgasse und sah mir die Pferde und Ponys genau an. Relativ weit hinten im Stall fiel mir auf einmal eine Rappschimmelstute auf, die nicht sofort an die Boxentür kam als sie mich sah, sondern hinten stehen blieb und leicht die Ohren anlegte. Hübsch war sie, aber scheinbar nicht sonderlich freundlich. „Wer ist das?“, fragte ich Flora mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht. „Na da hast du dir ja gleich eines der schwierigsten Pferde ausgesucht.“, lachte diese. „Das ist Moonshine. Ihre Erfahrungen mit Menschen kann man nicht gerade als gut bezeichnen und deshalb tritt sie den Meisten auch eher feindselig gegenüber. Man wird vermutlich viel mit ihr arbeiten müssen, damit sich das alles bessert. Weder beim Führen, noch beim Putzen oder Longieren benimmt sie sich und vom Reiten brauche ich gar nicht erst anfangen.“ Mit einem Ohr hörte ich Flora zu, meine restliche Aufmerksamkeit war auf die junge Araberstute gerichtet. Leise schnalzte ich mit der Zunge und hielt ihr meine Hand über die Boxentür hinweg hin. Zuerst versuchte Moonshine mich zu ignorieren, doch wie jedes Pferd war auch sie neugierig und kam ein paar Schritte auf mich zu um neugierig an meiner Hand zu schnuppern. Als sie merkte, dass ich nichts Böses wollte kam sie noch ein wenig näher und ließ sich ein wenig von mir am Kopf kraulen. In diesem Moment waren alle meine Sorgen vergessen und ich lebte einfach nur in der Gegenwart, bei der Stute, die wahrscheinlich bald in meinen Besitz übergehen würde. „Da scheinen sich ja zwei gefunden zu haben.“, bemerkte Flora und riss mich somit wieder in die Realität zurück. „Ja, meine Entscheidung ist getroffen.“, stellte ich zufrieden fest und klopfte Shine grinsend den Hals. „Wenn es Probleme gibt kannst du uns ja jederzeit Bescheid geben und notfalls könnten wir auch nach einem anderen Pferd für dich suchen.“ „Okay.“ „Willst du noch bei ihr bleiben oder gehen wir gleich ins Büro und erledigen das Formelle?“ „Ich komme gleich mit ins Büro. Die Reise hat mich doch etwas müde gemacht, also werde ich vermutlich erst morgen anfangen mit Shine zu arbeiten. Heute muss ich mich erst einmal ausschlafen.“ „Kein Problem.“ Ich gab Shine ein Leckerli, streichelte noch einmal kurz ihren Kopf und folgte dann Flora ins Büro, wo ich meinen Arbeitsvertrag und den Kaufvertrag für Moonshine unterschrieb. Das Geld für meine Stute würde ich in den nächsten Tagen überweisen und so stand unserer gemeinsamen Zukunft nichts im Weg. Mit einem Lächeln im Gesicht trat ich wieder aus dem Büro, verabschiedet mich noch von Flora und machte mich dann auf den Weg zurück zur Wohnung. Vorher machte ich noch einen kurzen Abstecher ins Dorf, wo ich mir einige Lebensmittel aus dem Drogeriemarkt mitnahm und kam schließlich zufrieden, aber auch ziemlich müde wieder nach Hause. Mit meinem Essen setzte ich mich vor den Fernseher und ging dann schon relativ früh in mein Bett, wo ich sofort einschlief.
Thema von Loreana im Forum Vorstellung/Lebenslinie
Hi, ich habe mich gerade neu angemeldet und hab mir gedacht ich stell mich gleich mal vor:
Real: Eigentlich heiße ich Katha [wahrscheinlich kennen mich ein paar schon unter dem Namen vom VRH Nightwing ;)], bin (noch) 15 Jahre alt, besitze eine Katze und einen Hasen und habe eine Reitbeteiligung auf einer super tollen, allerdings auch noch ziemlich jungen Warmblutstute. Sie heißt Shiela und wurde erst vor einem halben Jahr angeritten, deswegen klappt nicht immer alles perfekt. Wie auch virtuell mag ich im echten Leben am liebsten Pferde, die nicht ganz einfach sind und mit denen man arbeiten muss bevor alles von alleine funktioniert. Das habe ich vor allem durch unseren tollen Vollblüter gelernt, den wir leider vor einem halben Jahr einschläfern mussten. (Wenn ihr wollt kann ich euch gerne mehr über ihn erzählen und euch Bilder zeigen). Nebenbei gehe ich auch noch in die Schule, im Moment in die 10. Klasse am Gymnasium und unternehme unheimlich gerne etwas mit meinen Freundinnen und meinem Freund. Deshalb verzeiht mir, sollte ich mal nicht allzu aktiv sein für kürzere Zeit aber ich bemühe mich meine Berichte rechtzeitig zu schreiben. (: So, wenn ihr mehr wissen wollt dann fragt einfach (;
Virtuell: Loreana wurde in Frankreich geboren und lebte bis sie fünf war dort. Danach zogen ihre Eltern wegen dem Beruf ihres Vaters nach Deutschland um und dort entdeckte sie dann auch ihre Leidenschaft für Pferde. Als sie acht Jahre alt war bekamen sie und ihre drei Jahre ältere Schwester ihr erstes Pony geschenkt. Anders als am Anfang gedacht stellte sich Sugar als ziemlich stur und oft auch verdammt schnell heraus und es dauerte einige Jahre, bis sie sich ordentlich zusammengefunden hatten. Bei einer netten Reitlehrerin im Dorf nahm sie Reitstunden und ritt mit dreizehn ihre erste E-Dressur. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass es nicht ihr größtes Ziel war auf Turnieren zu reiten, sondern sie sich viel lieber mit jungen und auch schwierigen Pferden auseinandersetzte. Sugar wurde langsam älter und sie konnte ihn nicht mehr reiten, im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester wollte sie ihn jedoch nicht einfach nur in der Ecke stehen lassen sondern longierte ihn, machte Bodenarbeit und ging mit ihm spazieren. Mittlerweile hatte sie ihr Abitur gemacht, blieb jedoch noch im Dorf. Hier arbeitete sie auf dem Reithof ihrer Reitlehrerin und im Gegenzug durfte Sugar dort kostenlos stehen. Ihr Leben war ziemlich gut, bis vor ein paar Monaten alles einen ungewohnten Gang nahm. Bei einem Verkehrsunfall kam ihr Vater ums Leben, was die ganze Familie aus der Bahn warf. Ihre Mutter hatte immer mal wieder Probleme mit Alkohol gehabt und nach dem Unfall war sie dauerbetrunken. Die Mutter gab Loreana die Schuld an dem Unfall, weil ihr Vater sie von einer Freundin abholen wollte. Nur kurze Zeit danach starb auch noch ihr Pony Sugar unerwartet und da auch ihre Schwester schon lange nicht mehr für sie da war gab es für Loreana nichts mehr was sie in dem Dorf hielt. Ihr viel eine Zeitschrift in die Hände mit einer Anzeige, in der Mitarbeiter auf einem neuen Reithof gesucht wurden und sie machte sich auf den Weg.